7. August 2017
Blauer Himmel, Temperaturen um 24 Grad, optimale Bedingungen für eine Radtour durch die ehemalige Grenzlandschaft zwischen Thüringen und Hessen. Immer wieder treffe ich auf Hinweise der dunklen Vergangenheit des Kalten Krieges.
Meine Strecke führte heute zunächst steil nach oben in die Nähe des Kalisalzberges. Zwar muß ich auch beim E-Bike in die Pedale treten, aber Absteigen und Schieben, so wie früher ist nicht mehr notwendig, weil die Anstrengung des Tretens durch den Elektroantrieb auf ein Minimum reduziert wird; eine tolle Sache. Da macht das Fahrradfahren auch bergauf so richtig Spaß.
Von hier habe ich einen phantastischen Blick in die Hügellandschaft der Rhön.
Hier ein Relikt aus vergangener Zeit; der Grenzwachturm ist eingezäunt, vermutlich um gewaltätige Zeitgenossen von der Zerstörung abzuhalten. Der Anblick in dieser Einsamkeit vermittelt mir irgendwie ein beklemmendes Gefühl; wer weiß, wer von hier aus bespitzelt und ausgespät worden ist. Ich drehe mich wieder um und schaue in das weite Land.
Überall, so auch hier stehen diese Ventilatoren in der Gegend herum und verschandeln die herrliche Gegend. Aber irgendwie und irgendwo muß ja der Strom herkommen, mit dem auch ich mein rotes Fahrrad betanke. Durch dichten Wald geht es wieder steil nach unten, durch Unterbreizbach, Pferdsdorf, Buttlar bis nach Borsch. Eine Wegstrecke von 18 Kilometer liegt hinter mir.
Ich Dummkopf habe meinen Fahrradschlüssel vergessen und somit kann ich mir nicht die Kirche von innen betrachten.
Ein hübsches Dörfchen, dass sich nach der Wende ganz schön gemausert hat, wie mir in einem Gespräch ein Bewohner erzählt.
Zurück fahre ich auf dem mit Betonplatten geplasterten Weg Richtung Heimat. Hier an dieser Stelle verlief der Metallgitterzaun mit den tödlichen Selbstschussanlagen. Mir wird schlecht, wenn ich an diese schreckliche Zeit der Menschenunwürdigkeiten zurück denke.
Jede einzelne Betonplatte wurde vermutlich mit schwerem Gerät mit Stahlhaken in die Erde eingelassen. GOTT SEI DANK, dass diese grausame Zeit ohne Blutvergießen im Jahr 1989 ein Ende hatte.
In weiter Ferne erkenne ich den Turm auf dem Soisberg in Hessen.
Vor Buttlar quält sich ein riesiger Mähdrescher durch das Kornfeld; ein Zeichen, dass sicher der Sommer dem Ende neigt. Eine Staubwolke durch die Trockenheit wirbelt durch die Luft; an einigen Stellen ist der Radweg nur schemenhaft zu erkennen.
Und dieser Raubvogel schaut sich das Geschehen von oben an; fliegen müßte man können.
Wieder in Pferdsdorf angekommen, steht am Ortsausgang dieser Grenzstein aus DDR-Zeiten. Ich parke mein Vehikel direkt daneben und staune, wie gut dieses Teil noch fast 30 Jahre danach erhalten ist. In Wikipedia ist das folgende nachzulesen. "Die DDR-Grenzsäulen (auch DDR-Grenzpfähle genannt) waren Markierungen der Staatsgrenze der DDR und wurden erstmals im Herbst 1967 an der innerdeutschen Grenze aufgestellt. Der Standort war anfangs etwa ein Meter hinter der Grenzlinie, später wurden sie etwa 5 bis 10 Meter auf DDR-Gebiet zurückversetzt. Grund waren Beschädigungen von westdeutscher Seite aus. Die Grenzsäulen trugen unterhalb der Säulenspitze ein Schild mit dem Staatswappen der DDR und dem Staatsnamen. Anfangs handelte es sich noch um Plaketten aus Kunststoff, die mit einem mehrfarbigen Staatswappen bedruckt waren. Später wurden die Kunststoffplaketten gegen Reliefschilder aus Aluminiumguss ausgetauscht. Die Säulen waren rückseitig mit einer Nummernplakette versehen. Die Säulen hatten einen Querschnitt von 22 cm im Quadrat und ragten je nach Standort 180 bis 210 cm aus dem Boden. Ihr Gewicht betrug etwa 400 kg. Aus der Spitze der Säule ragte ein 10 bis 15 cm langer Eisenstab. Dieser sollte verhindern, dass sich Vögel auf die Säule setzten und sie beschmutzten. Die Lackierung der Säulen verlief schräg von oben nach unten in den Farben schwarz - rot - gelbgold." Nach 3-stündiger Fahrt durch die blühenden Landschaften geht mein Ausflug zu Ende.
Laut Tachometer an meinem Rad habe ich 32 Kilometer zurückgelegt und der Po tut mir weh, als ich wieder zu Hause ankomme. Schön war's.