Das traurige Hafenstädtchen Los Nietos


     Dienstag, 12. Dezember 2023     


Immer wieder interessiert mich die Gegend, in der wir uns gerade aufhalten. Unweit von unserem Stellplatz entdecke ich einen kleinen baufälligen Viadukt.




Als ich näher komme, stelle ich fest, dass hier einmal durch eine Wassermühle angetrieben irgendwelche Nüsse oder ähnliches gemahlen wurde. Im Hintergrund sehe ich ein großes ausgetrocknetes Wasserbecken, was vermütlich als Vorratskammer für den Antrieb des Mühlrades gedient hat. Jetzt ist dieser Ort verlassen und Grasbüschel überwuchern den kurzen Anfahrtsweg von der Landstraße aus. Vielleicht war diese Produktionsstätte die Lebensgrundlage einer ganzen Familie.




Ich komme jetzt durch ein großes Naturschutzgebiet; links und rechts der Straße rankt nur hohes Schilf in die Luft und ab und zu höre ich das Kreischen mir völlig unbekannter Tiere. Der Reiseführer verrät, dass auf diesem großen Platz keine Wohnmobile stehen dürfen. Ein Ranger kontrolliere dieses Verbot vehement; anscheinend hält sich jeder an diese Verordung.
Dann begrüßt mich ein großes Schild: Bienvenidos a Los Nietos.


Ich radel auf die menschenleere Promenade und schaue aufs Meer und hinüber zum Hafen. Ich sehe niemand. Kein Mensch ist auf der Straße unterwegs. Fast unheimlich wirkt die verlassene Stadt auf mich.
"Das können doch sicher keine Ferienhäuser sein", geht mir durch den Kopf, denn auch für Touristen wirkt dieser Ort nicht gerade anziehend.






Etwas außerhalb gibt es einen großen, fast leeren Parkplatz. Auch die gegenüberliegende Straße ist menschenleer.
Aber: Spanien scheint das Müllproblem im Griff zu haben.


Wenn es schon keine Menschen in dieser einsamen Gegend gibt, so stehen hier eine Vielzahl von Mülltonnen, die auch für die notwendige Mülltrennung sorgen.


Und tätsächlich! Im Hintergrund sehe ich sie sitzen. Draußen vor einem Bistro sitzen Menschen. Richtige Menschen. Ich fasse es nicht. Es gibt sie doch! Hätte mich dann doch wirklich sehr gewundert.



Es gibt sogar einen Bahnhof, wo ich der einzige Fahrgast gewesen wäre. Mit einem lauten Brausen beschleunigt der ICE und verschwindet in der Einsamkeit.

Stadtauswärts fahre ich an ebenfalls zahlreichen verlassenen Plantagen vorbei und der verkarstete Boden zeigt mir an, dass hier schon lange nichts mehr gewachsen ist.



Etwas geknickt radel ich zurück, wo Rosi in der Sonne sitzt und tief in ihrem Buch versunken ist. Ich bin wieder in der Zivilisation angekommen.

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