Radtour bei 12 Grad und blauem Himmel


     Dienstag, 7. Februar 2023     


Trotz der kühlen Temperaturen mache ich mich heute mit dem Fahrrad auf den Weg. Der Fahrtwind gibt mir einmal mehr das Gefühl, dass es wesentlich kälter als 12 Grad ist. Schon nach kurzer Fahrtstrecke habe ich eiskalte Finger. Dieses zunächst unangenehme Körpergefühl hält mich allerdings nicht davon ab, weiter an der Küste entlang zu fahren, wobei mir zusätzlich ein eisiger Wind entgegen bläst.



Die traumhaften  Aussichten auf das blaue Meer und die mit Palmen übersäten Landschaften lassen mich schnell meinen unterkühlten Körper vergessen.



Ich überquere den Irminiofluß, der sich lautlos durch die Schilflandschaft in Richtung Meer seinen Weg bahnt.
Wenige Autos sind heute unterwegs, sodass ich gefahrlos in Richtung Marina di Ragusa radeln kann. Auch bei viel Verkehr, stelle ich immer wieder fest, sind die sizilianischen Autofahrer sehr rücksichtsvoll; außer ein paar Volltrottel, die mit hohen Geschwindigkeiten über die oft mit Schlaglöcher übersäten Straßen dahinbrettern.



Auf der anderen Straßenseite beginnt ein neu angelegter zweispuriger Fahrradweg, den ich heute gerne nutze. Die grün angepinselte Asphaltdecke sieht schön aus, enttäuscht mich aber schon nach kurzer Fahrt. Sanfte Vertiefungen, Gerappel und Geklapper machen das Fahrradfahren nicht gerade zum Vergnügen des Benutzers.


Irgendwie ist beim Auftragen des Belages etwas schief gegangen; vielleicht ein versteckter Hinweis darauf, bei hohem Verkehrsauskommen die Geschwindigkeit zu drosseln. Oder haben die heißen Temperaturen des vergangenen Sommers schon ganze Arbeit geleistet. Wer weiß das schon so genau. Egal! Ich bin alleine auf weiter Flur, genieße die Wegstrecke und komme mir so langsam vor, als würde ich über eine grüne Wiese "dahinrappeln".




An einem kleinen menschenleeren Platz halte ich kurz an, reibe mir meine kalten Hände und schaue aufs Meer. In sichtbarer Entfernung liegt ein alter  Schleppkahn führerlos an der Küste. Dann sehe ich dieses mit Grünalgen ummantelte dicke Rohr, will nicht weiter nachdenken, um nicht in fragwürdigen und schlüpfrigen Hypothesen zu verfallen.



Jetzt wechselt der grüne Anstrich des Fahrardweges in blaue breiter werdende Querstreifen, die nach kurzer Fahrzeit den weiteren Parcour in blauer Farbe erscheinen lassen. Dieser Farbwechsel wird sicher einen Sinn haben, der sich mir allerdings nicht erschließt.



Nach kurzer Zeit stehe ich auf der Promenade in Marina di Ragusa. Auch hier pfeift mir die kalte Meeresluft um die Nase und macht meinem Besuch ein schnelles Ende.


Einsam stehen hier dunkle Stühle und Bänke vor einem Restaurant, die sehnsüchtig auf hungrige Gäste ergebnislos warten.


Dicht gedrängt wehen hinter mir die Fahnen von Italien und Europa im kalten Wind. Mir geht durch den Kopf, dass die neue Ministerpräsidentin Meloni nicht gerade Begeisterung für Europa entwickelt hat und somit die Nähe zu Europa durch die beiden Fahnen ein falsches Bild zeigt.


Die Anordnung der Wolken am Himmel zeigt einen eindeutigeren Zustand zwischen Europa und Italien.


Ich verlasse das kleine Feriendorf am Mittelmeer und entscheide mich in Richtung Ragusa auf der Nationalstraße weiterzufahren.


Ich verlasse das kleine Feriendorf am Mittelmeer und entscheide mich in Richtung Ragusa auf der Nationalstraße weiterzufahren.


Wieder geht es an großen Palmen und den vielen Steinmauern vorbei, an die sich mein Auge schon lange gewöhnt hat, aber immer wieder eine Augenweise sind.


Viele Anwesen der reicheren Sizilianer sind mit diesen Steinmauern umgeben  und große herrschaftliche Eingangstore runden die Grundstücke imposant ab. Hier oben, weitab vom Meer wird es windstiller und mir erscheinen die gleissenden Sonnenstrahlen intensiver und wärmender zu sein.



Ich halte an und genieße den herrlichen Blick in die Weite und im Hintergrund auf das ruhige Meer. Gelbe Blumen künden den Frühling an.




Weiter hinten in der hügeligen Schlucht eine Villa, die mir einen luxuriösen Eindruck macht. Hier in dieser Gegend ist es so still, fast schon unheimlich.



Die schräg stehende Sonne wirft um die Mittagszeit lange Schatten und zwingt ständig meine Augen zum Blinzeln.


Hier in dieser Einsamkeit gibt es sogar ein Hotel, dass mit offenem Tor seine Gäste zum Wohlfühlen einlädt.



Die Straße führt bergab durch das menschenleere Eredita, wo ich an einigen Stellen anhalte, um die Gegend zu bestaunen. Die Dörfer hier in Sizilien sind großräumig zersiedelt und auf den umliegenden saftigen Wiesen grasen hier Kühe.


Jetzt geht es steil bergab, damit die Straße über eine Brücke einen kleinen Fluß überqueren kann. Ein rostiges Geländer und Graswuchs am Straßenrand zeugt davon, dass hier die Straßenmeisterei gerade im Urlaub ist.



Vermutlich hat auch hier ein Auto das kaum verkehrssichere Geländer gestreift und einen doppelten Schaden verursacht. Aber das stört hier niemanden; wir sind eben nicht in Deutschland.


Hinter der Brücke biege ich links ab und fahre wieder hinauf in die einsame sizilianische Fels- Wald- und Wiesenlandschaft. Hier oben schaue ich in die Weite des Landes und staune über die blühenden Mandelbäume am Straßenrand.






Fast wäre ich auf die Schnute gefallen. Meine Blicke scannen langsam das gesamte Gebiet ab, links die weiten Schluchten und rechts die vielen uralten Olivenbäume. Ab und zu sollte man auch die Beschaffenheit der Straße im Auge behalten.



Auch das ist Sizilien. Leider! Mitten in der Einsamkeit hat jemand, vermutlich unbeobachtet, seinen Müll entsorgt.



Hier wachsen Olivenbäume, soweit das Auge reicht.


Durch die tiefen Brunnen für die Bewässerung der Olivenbäume wird das Wasser an die Oberfläche gepumpt.



Ich verlasse die herrliche Gegend und abwärts geht meine Tour Richtung Meer nach Donnalucata.


Mit vielen schönen Eindrücken rolle ich auf die Promenade und stelle fest, dass mir nach knapp 40 Kilometer der Hintern ganz schön weht tut. Aber das nehme ich gerne in Kauf, auch die kalte Luft fällt mir jetzt am Meer wieder spontan ein.





Nun gönne ich mir zum Abschluss noch einen kurzen Aufenthalt und schaue vom Tag erfüllt und dankbar aufs Meer. Schön war's.

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