Timmy berichtet aus dem Wohnmobil

27. Januar 2019

Jetzt sind wir, Rosi, Michael und ich schon wieder seit über 2 Monaten unterwegs in Italien und auch auf Sizilien. Manches Mal denke ich noch zurück an meinen Freund Mogli, der bei uns in Unterbreizbach gegenüber wohnt. Aber das ist eher selten, denn so ein richtiger Freund ist er leider nicht. Auch an Gini in Oberstoppel denke ich selten, denn hier im Süden von Sizilien habe ich sooo viel Ablenkung und habe mein Leben in Deutschland schon lange vergessen.

Mir geht es so richtig Klasse hier. Jeden Tag bekomme ich mehrmals etwas Leckeres zu fressen und verdursten tu ich auch nicht. Hier habe ich eine neue Freundin gefunden, sie heißt Elli und wohnt in einem großen Wohnmobil mit der Inge und dem Dietrich.

Allerdings, wenn ich am Strand unterwegs bin, hat sie wenig Lust dazu mit mir einmal Nachlaufen zu spielen. Ich glaube sie hat von Anfang an eingesehen, dass ich der Schnellere bin und sie gegen mich keine Chance hat. Aber trotzdem mag ich sie sehr. Auch der Dietrich ist ein ganz lieber Kerl. Der streichelt mich immer und ist ganz aus dem Häuschen, wenn er mich sieht. Die Inge ist auch lieb. Die guckt mich immer so freundlich an und will mir immer etwas zu fressen geben. Aber die Rosi will das nicht, weil ich es anscheinend nicht vertrage. Wenn die wüsste, was ich schon so heimlich alles gefressen habe, die würde voll abdrehen. Und dann gibt es auch noch den Gerd. Er ist ein ganz freundlicher Zeitgenosse. Der strahlt immer über das ganze Gesicht, wenn er mir begegnet und freut sich einen Loch in den Bauch. Der wohnt in Plön ganz im Norden. Da kenne ich mich noch überhaupt nicht aus.

Und dann denke ich oft an die Elke aus Buchs. Die hat immer „Schätzele“ zu mir gesagt. Das hat mir kleinem Wicht immer gut getan. Wenn ich die doch mal wieder sehen könnte, da würde ich mich riesig freuen, wenn ich auf ihrem Schoß sitzen darf.

Ansonsten ist das Wohnmobilleben so richtig nach meinem Geschmack. Gerne liege ich in der Sonne und döse so vor mich hin. Wenn ich morgens ausgeschlafen habe, springe ich erstmal mit einem riesigen Satz ins Bett, wo die beiden Schlafmützen noch ihre Ruhe vor mir haben wollen. Dann lege ich mich ganz unauffällig ans warme Kopfkissen und schlafe noch eine Runde. Wenn einer der beiden dann endlich aufsteht, gähn, dann werde auch ich munter und freue mich riesig, wenn es an den Strand geht. Hier darf ich dann so richtig flitzen und habe so ein tolles Gefühl der Freiheit in mir. Dann denke ich an die Zeit in Rumänien, wo mich keiner haben wollte. Immer musste ich mich selbst nach etwas Freßbarem umschauen und war oft ziemlich alleine. Die großen Hunde haben mir immer Angst gemacht. Da hatte ich zwar viel Freiheit mit dem Nachteil, dass meine Hundeleben so richtig Scheiße war. Und deswegen bin ich wirklich richtig froh, dass ich mit der Rosi und dem Michael so eine schöne Zeit verbringen darf, auch wenn die Freiheit manchmal etwas eingeschränkt ist. Aber man kann eben nicht alles haben. Das habe ich mittlerweile auch gelernt.
Hier auf dem Campingplatz gibt es ein paar Katzen, die ich überhaupt nicht leiden kann. Erst belle ich ganz kräftig und wenn ich nicht an der Leine bin, sause ich denen hinterher, dass ihnen Hören und Sehen vergeht. Die schwarze Schreckschraube habe ich neulich so gejagt, dass sie vor Angst auf einen Baum geflüchtet ist. Der habe ich es aber gegeben. Obwohl ich lange Krallen habe, schaffe ich es einfach nicht, ihr bis nach oben zu folgen. Vermutlich wissen das diese Biester. So ein Mist!

Am letzten Sonntag ist mir vielleicht etwas passiert; das muss ich Euch zum Schluss auch noch erzählen. Als ich so über den weitläufigen Strand flitze, musste ich abrupt stehen bleiben. In meiner Nase machte sich ein herrlich wohlschmeckender Duft breit. Ohne lange zu überlegen, wollte ich der Sache auf den Grund gehen. Das roch vielleicht gut, kann ich Euch sagen. Zum Glück schaute Rosi gerade in eine andere Richtung - manchmal ist sie schon eine Nervensäge -, und ich hatte mit meiner grandiosen Spürnase mein Ziel schnell erreicht. Ein Fischer der vergangenen Nacht hatte einfach einen kleinen Fisch am Strand zurückgelassen. Der war schon tot; das habe ich sofort festgestellt. Auf einen derartigen Sonntagsbraten war ich immer schon scharf.

Ohne lange zu Überlegen fraß ich den Fisch mit meinen scharfen Zähnen gierig auf. Mmmmh, war das lecker. Aber, was war das? Irgend etwas kratzte in meinem Hals, und ich bekam immer mehr Schmerzen. Und dann mußte ich auch noch Blut kotzten und mir wurde so richtig hundeübel. Rosi hatte mein Problem schnell erkannt, da die Angelleine noch aus meinem Maul hing. „O Schreck“, dachte ich mir. Ich hatte den Angelhaken mit runtergeschluckt. Oh oh oh, war mir übel!!! Wir fuhren zu einem Doktor, der heute am Sonntag nur für mich zuständig war. Da war ich wieder der King!!! Dann pickste es schmerzhaft in meinem Po und ab dann weiß ich nichts mehr. Als ich nach langer Zeit wieder erwachte, waren meine Schmerzen im Hals verschwunden. SUPER. Aber mir war noch schwindelig, und ich fühlte mich wackelig auf meinen kleinen Beinen.

In eine Decke eingewickelt ruhte ich mich noch sehr, sehr lange aus. Irgendwie hatte der Mann im weißen Kittel den Angelhaken aus meinem Hals gezogen. Wie der das gemacht hat, kann ich Euch nicht sagen. Anscheinend hatte ich lange, sehr lange geschlafen. Das ganze Dilemma ist jetzt schon eine Woche her. Seitdem muß ich leider oft an der Leine laufen. Rosi meint es ja gut mit mir; aber das stinkt mir unheimlich. Aber ich bin ja selbst daran Schuld. Bin eben ein Hund!
Ich grüße Euch alle mit Sonnenuntergang aus Sizilien, sage Tschüss und bis zum nächsten Mal!
Euer Timmy

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