UNESCO-Welterbe Herrnhut in der Oberlausitz
Samstag, 24. August 2024
Die Autobahn A4 ist rappelvoll, aber die Fahrt verläuft ohne Staus an Dresden vorbei bis zu meinem Ziel nach Herrnhut. |
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Am 17. Juni 1722 fällte der mährische Zimmermann Christian David den ersten Baum zum Anbau Herrnhuts. Der vom Pietismus geprägte Reichsgraf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf stellte mährischen Flüchtlingen sein Land zur Verfügung und gründete mit ihnen den Ort. Zufluchtssuchende anderer Glaubensrichtungen hatten aus unterschiedlichen Gründen ihre Heimat und Kirche verlassen, als sie von der Entstehung Herrnhuts hörten und siedelten sich dort an. Am 13. August 1727 fand in der benachbarten Kirche zu Berthelsdorf eine Abendmahlsfeier statt. Dieses Datum ist der Gründungstag der erneuerten Brüder-Unität, der Herrnhuter Brüdergemeine. Herrnhut ist in weiter Welt ein Begriff geworden als Ausgangspunkt einer ausgedehnten Missionstätigkeit, die bereits 1732 begann. Die Herrnhuter Brüdergemeine, heute in vier Kontinenten beheimatet, hat weltweit kirchen- und kulturgeschichtliche Bedeutung. |
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Am 26. Juli 2024 gegen 8:30 Uhr wurden die "Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine" zum UNESCO-Welterbe ernannt. Die Bewerbung erfolgte gemeinsam mit den Orten Bethlehem (USA, Pennsylvania) und Gracehill (Nordirland). Die Bewerbung ergänzt das bereits bestehende Welterbe in Christiansfeld (Dänemark). |
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In der Zittauer Straße gibt es einen gemischten Parkplatz für PKW's und 5 Wohnmobile, kostenlos.![]() Und genau 3 Nächte möchte ich auch bleiben. Es ist Donnerstag und ich fahre mit dem Rad zu Penny, um meine Lebensmittel für das Wochenende einzukaufen. Keiner muss in Deutschland verhungern. In jedem auch so kleinen Dorf gibt es Möglichkeiten zum Einkaufen. Und für einen Kopf Salat zahle ich 69 Cent. Da kann man einfach nicht meckern. Und geschmeckt hat er auch. ![]() Am Freitagmorgen ist es noch ganz schön kalt und es geht ein kräftiger unangenehmer Wind, Sturm könnte man fast sagen. |
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Am Eingang der Evangelischen Brüder-Unität Herrnhuter Brüdergemeine werde ich gleich mit der Jahreslosung 2024 begrüßt, die 300 Meter von meinem Stellplatz entfernt ist. Im Hintergrund der Turm der Herrnhuter Gemeinde. |
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Zunächst marschiere ich zum Kultur- und Fremdenverkehrsamt, wo ich hilfreiche Informationen über Herrnhut erhalte. |
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In dem Gemeindesaal der Herrnhuter Gemeinde ist alles in weiß gehalten. Als ich eintrete, findet gerade eine Führung von einer Pilgergruppe statt. Ach wie schön; ich schließe mich den Menschen an und erfahre dadurch sehr viel Interessantes. |
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Vereint in Vielfalt und Gleichheit, wie die Leiterin betont: "Im Grunde verstehen wir uns wirklich als Brüder und Schwestern." So gebe es in dem schlichten, weißen Kirchensaal von Herrnhut weder Kanzel noch Altar, denn es solle nicht von oben herab gepredigt werden, erklärt sie: "Ich liebe den Ausspruch von Graf Zinzendorf, der meinte, wenn Menschen im Saal sind, dann ist der Saal geschmückt. Das heißt: Jeder Mensch, der hierher kommt, ist ein Schmuckstück. Weiß ist die Farbe der Reinheit und Freude." |
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Im Obergeschoss, zu der die gesamte Truppe eingeladen wird, erfahren wir viel über die Entstehung und dem Einsatz von Reichsgraf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, geboren am 26. Mai 1700 in Dresden und gestorben am 9. Mai 1760 in Herrnhut. Auch seine Frau hat sich sehr engagiert. In dem Zusammenhang geht mir durch den Kopf, dass er, 9 Jahre jünger als ich, gestorben ist und viele Menschen zum Glauben an der Herrn Jesus geführt hat. |
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Anschließend gibt es noch ein gemeinsames Mittagsgebet und zusammen beten wir das "Vater unser". Immer wieder kann ich nur über unseren großartigen Gott stauen, dass er mich an diesem Mittag genau dorthin geführt hat. Denn wir wissen alle, es gibt keine Zufälle! Nun interessiert mich noch, wo die täglichen Losungen, die weltweit die gleichen sind, die wir Christen jeden Tag lesen, ausgelost werden. |
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Dank der Info aus dem Heimatmuseum steuere ich das alte Gebäude an. Im Vogtshof, erbaut von 1730-1746 bin ich am Ziel angekommen. Eine freundelich Dame gewährt mir Einlass, denn das Gebäude ist nicht unbedingt für die Öffentlichkeit zugelassen. |
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Ehrfürchtig gehe ich die Treppe hinauf. |
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Dies genau ist der Saal, wo gläubige Kinder Gottes die alljährlichen Losungen aussuchen und der Weltöffentlichkeit zur Verfügung stellen.![]() Die Herrnhuter Losungen bestehen aus einer Sammlung von kurzen Bibeltexten des Alten und des Neuen Testamentes sowie Dritt-Texten (z. B. Liedstrophen) für jeden Kalendertag. Sie werden jährlich in verschiedenen Sprachen herausgegeben. Ich bin sehr beeindruckt. |
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Schnell verschwindet die sehr freundliche Dame hinter der Tür, um nicht auf dem Foto zu erscheinen. Nach den vielen Eindrücken gehe ich zurück zum Wohnmobil und hole mein Fahrrad aus der Garage. Dem Gottesacker, der außerhalb der Stadt liegt, möchte ich auch noch einen Besuch abstatten. |
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Der Gottesacker ist eine barocke Parkanlage am Fuße des Hutbergs, die seit 1730 Begräbnisplatz der Herrnhuter Brüdergemeine ist. Die Bezeichnung Gottesacker spiegelt den Glauben der Gemeinde wider, dass die Verstorbenen, wie in einen Acker gesät, auf den Tag der Auferstehung warten. Auch heute noch werden die Gemeindeglieder, getrennt nach Schwestern und Brüdern, in der Reihenfolge ihres Heimgangs hier begraben. Familiengrabstätten gibt es nicht. Die schmucklosen Grabsteine aus sächsischem Sandstein versinnbildlichen die Gleichheit aller Menschen im Tode und vor unserem Gott. Lediglich die Gräber der Familie Zinzendorf wurden im 18. Jahrhundert – wohl als Zeichen des Respektes gegenüber der Ortsherrschaft – hervorgehoben und befinden sich auf dem Hauptweg zum Altan, dem Aussichtstürmchen auf dem Gipfel des Hutbergs. Der Gottesacker ist untrennbar mit dem geistlichen Leben der Brüdergemeine verbunden. Der Herrnhuter Gottesacker gilt als Kulturdenkmal von überregionaler Bedeutung, wurden doch nach seinem Vorbild Begräbnisplätze der Brüdergemeine in aller Welt angelegt. Den Altan, wie er sich nennt, dem Aussichtstürmchen hinter dem Gottesacker besteige ich auch, und habe von hier oben einen herrlichen Blick über die Landschaft in der Oberlausitz. |
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Viele Menschen liegen hier auf dem Gottesacker, die noch viel jünger sind, als ich. Oft frage ich mich ernsthaft, womit habe ich meine mittlerweile 69 Jahre verdient. Mit nichts! Der Tag geht zu Ende und mein Kraft auch. Früh gehe ich schlafen, denn die letzte Nacht war nicht, aus welchen Gründen auch immer, mit viel Schlaf gekrönt. Noch über eine Stunde telefoniere ich mit meiner lieben Frau und gehe bald schlafen. DANK SEI GOTT für diesen Tag. Heute am Samstag hat der Wind leider nicht nachgelassen, aber es ist merklich wärmer geworden. |
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Ich schwinge mich auf's Rad und fahre nach Berthelsdorf mit dem Ziel: Schloss Zinzendorf. |
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Auf einem großen Schild werde auch ich mit diesen Worten begrüßt: Liebe Freunde des Schlosses, wir grüßen Sie zur Sommerzeit. Inzwischen war es uns möglich, ein weiteres Vorhaben zu realisieren. Um das Rondell vor dem Schloss konnten wir die in die Jahre gekommenen, morschen Fichtenriegel durch haltbarere aus Robinie ersetzen lassen. Nun geht davon keine Gefahr mehr aus und man schaut wieder gern hin. Dieses Jahr wird das Dach der ehemaligen Hofscheune eingedeckt. Das wird hofseitig mit historischen handgestrichenen Biberschwänzen erfolgen. Derzeit sind wir dabei, diese Dachziegel zu putzen und bedürfen noch dringend Unterstützung! Wir freuen uns, wenn wir Sie in diesem Jahr bei uns begrüßen können. Es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken. Wir haben das Schloss wieder regelmäßig geöffnet und laden Sie auch zu ganz unterschiedlichen Veranstaltungen ein. Es grüßt Sie auch im Namen unseres Vorstandes und wünscht Ihnen eine gute Zeit. Ihr Andreas Taesler, Vorsitzender |
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Als ich dort anwesend bin, ist das Schloss geschlossen. Egal! Der blaue Himmel und das gesamte Anwesen von Herrn Zinzendort hat mich sehr beeindruckt. Mein letztes Ziel für den heutigen Tag ist das Schloss Wasserburg in Niederruppersdorf. Die Route führt mich durch putzige kleine Dörfer und einer ruhigen, grünen Landschaft, bergauf und bergab. |
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Montekali in Miniausgabe |
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An manchen Stellen wird immer noch die DDR-Vergangenheit sichtbar. Nach knapp einer Stunde hält mein Rad vor dem Schloss. |
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1492 war ein Rittersitz benannt, der seit 1562 als Rittergut bezeichnet wurde. 1540 ging der Herrensitz an Dr. Ulrich von Nostitz über. Das Wasserschloss wurde 1752 unter Johann Heinrich Gottlob von Nostitz auf den Grundmauern einer abgebrannten Wasserburg, errichtet. Die Familie von Nostitz lebte bis 1830 im Schloss. Ab 1948 wurde das Schloss als Kinderheim genutzt bis zur Nachwendezeit genutzt. Das Kinderheim wurde geschlossen. 2005 ging das Schloss in den Besitz eines Vereins über und wurde saniert. Das Schloss Niederruppersdorf dient heute als Missionszentrum. Morgen findet hier um 10.30Uhr ein Gottesdienst der FeG Oberlausitz statt. Der folgenden Einladung folge ich sehr gerne: "Nach unserer Sommerpause treffen wir uns das nächste Mal Ende August zum nächsten Gottesdienst auf dem Gelände vom Wasserschloss in Ruppersdorf. Das Besondere wird sein, dass wir an dem Tag auch taufen werden. Wie gewohnt gibt es auch ein tolles Kinderprogramm und nach dem Gottesdienst ein Mitbring-Buffet, wo jeder gern etwas beisteuern kann. Wir freuen uns auf euch!" |
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Hier ist vermutlich das Becken schon für die Taufe vorbereitet.. |
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Im Schatten setze ich mich auf eine Bank und denke an meine Taufe vor 18 Jahren zurück. Die beste Entscheidung meines Lebens. Gott hat mein Leben seitdem total verändert und ich durfte ein Kind Gottes werden. Der asphaltierte Radweg dorthin geht steil 2,5 Kilometer durch den Wald bergab. Soll heißen, nach dem Gottesdienst geht es wieder steil bergauf. Mit Gotteshilfe werde ich nicht nur die geistige, sondern auch die körperliche Kraft dazu bekommen. Meine Vorfreude auf den morgigen Tag ist groß! |