Karfreitag 2025 in Dörverden an der Weser


     Karfreitag, 18. April 2025     


Nach einer ruhigen Nacht verlasse ich am Mittwoch Eschershausen und fahre durch das flache Land weiter nach Norden. Es ist warm, die Sonne scheint vom blauen Himmel und mein Ziel ist der Stellplatz an der Weser in Landesbergen.




Man meldet sich hier auf einem vorgedruckten Umschlag an, steckt den Schein hinein und ich suche mir einen Platz meiner Wahl. Alle Plätze mit Blick auf die Weser sind natürlich belegt.



Trotzdem schaue ich aus der Tür auf den Strom, der sich lieblich durch die bezaubernde Landschaft schlängelt und auf der Lastschiffe ihre Waren transportieren.



Nach einem ausgedehnten Spätfrühstück beschäftige ich mich lange mit Gottes Wort und bin ihm dankbar für diese herrliche und gesegnete Zeit. Anschließend mache ich einen Rundgang über den Platz, begrüße freundlich jeden der Wohnmobilisten, die sich draußen in der warmen Sonne an die Wärme erst noch gewöhnen müssen und möchte Bibeln verschenken. Zwölf der vierzehn Camper lehnen dankend ab. Ein Mann, der lustigerweise das gleiche T-Shirt trägt wie ich, ist interessiert, betont aber zugleich, dass er noch nie in der Bibel gelesen habe und den Inhalt nicht kenne. Ich möchte den Menschen nicht oberschullehrerhaft begegnen, sondern eher zurückhaltend agieren. Und so bleibt es hier nur über den Gesprächsaustausch des gemeinsamen T-Shirts. Ein anderer Herr nimmt etwas widerwillig die Bibel in Empfang, es könne nicht schaden. Aber lesen wolle er zunächst nicht darin, er sei von Natur eher pragmatisch.

Am Nachmittag marschiere ich etwa 2 Kilometer an der Weser entlang nach Langenbergen. Dort lese ich an der verschlossenen Kirchentür den Hinweis auf einen Gottesdienst mit Abendmahl für den Gründonnerstag um 15 Uhr. Was es mit den Asbestopfern auf sich hat, erfahre ich tagsdrauf.





Die alten Backsteinhäuser sind für mich immer ein Hingucker, da diese Baukultur nur hier im Norden zu bestaunen ist.



Aber auch hier werden leider viele Bauwerke mit Graffiti beschmiert, was mir überhaupt nicht gefällt.


An einem dieser verschmierten Brückenfeiler führt eine Treppe nach oben auf die Straße. Von der Brücke aus möchte ich ein Foto von der Weser machen.


An der Leitplanke endet die Treppe - ärgerlich - und somit mache ich das Bild leider nur seitwärts.



Auf dem Heimweg ziehen dunkle Wolken auf, der blaue Himmel ist fast unsichtbar geworden und als ich wieder im Wohnmobil sitze, fängt es an zu tröpfeln. Glück gehabt.
In der darauffolgenden Nacht regnet es und die Temperaturen sinken um mehr als 10 Grad. Es ist kalt geworden, wohl dem, der eine funktionierende Heizung hat.

Pünktlich um 15 Uhr sitze ich am Gründonnerstag in der evangelischen Kirche in Landesbergen. Es wird Gottesdienst gefeiert mit Abendmahl. Jetzt verstehe ich, was es mit den Asbestopfern auf sich hat. Hier in Landesbergen steht ein Kraftwerk, wo bis zum heutigen Tag Mitarbeiter an Krebs gestorben sind, die in dem Kraftwerk gearbeitet haben. In einer Denkschrift lese ich folgendes:

"Ein trauriges Kapitel in der Kraftwerksgeschichte: Bis heute sind nach Angaben des Vorsitzenden der Asbestose-Selbsthilfegruppe Landesbergen Ernst Branding (80) 30 ehemalige Mitarbeiter gestorben, weil sie im Werk Asbest eingeatmet haben. Unter den Opfern sind nicht nur technische Angestellte, sondern auch Meister, Techniker und Ingenieure. Branding, der bis 1996 über 30 Jahre im Kraftwerk gearbeitet hat, kannte alle Verstorbenen persönlich. „Liebe, nette Kollegen. Das trifft einen dann schon.“ Hauptursache waren die Revisionen, bei denen die Isolierung der Turbinen abgeschlagen wurde und sich dabei der giftige Asbeststaub im Werk verbreitete. „Ab 1994 begann im Kraftwerk die Asbestsanierung. Heute ist das Kraftwerk asbestfrei“, sagt Branding."



Für jeden einzelnen Toten sind hier Kerzen auf dem Kreuz angezündet, die ein Gedenken symbolisieren. Es wird für die Hinterbliebenen gebetet.
Anschließend werde ich zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Auch hier darf ich Gideon-Bibeln verteilen, die dankbar angenommen werden.

Kaum bin ich trockenen Fußes im Wohnmobil angekommen, beginnt ein Starkregen, der bis Mitternacht anhält. Ich danke Gott; trotzdem schlafe ich schlecht, der Regen trommelt auf das Dach. Ab 2 Uhr in der Nacht lässt der Regen nach und ich falle bis 9 Uhr in einen tiefen Schlaf. Herrlich!

Karfreitag 2025 in Dörverden. Gegen 11 Uhr bekommt mein Wohnmobil frisches Wasser, und ich reise weiter nach Dörverden an der Weser.



Den Fluss sehe ich zwar nicht, dafür hält die Stadt einen kostenlosen Stellplatz für die Womofreunde bereit.
Wieder frühstücke ich spät (12.30 Uhr) und höre und lese auf Gottes Wort. Von Charles H. Spurgeon erfahre ich die Verheißungen Gottes, lese im Lukasevangelium ab Kapitel 23 die Kreuzigung Jesu und staune immer wieder aufs Neue, wie Jesus im Johannesevangelium Kapitel 17 für sich selbst, für seine Jünger (da gehöre ich aus lauter Gnade auch dazu) und für alle, die noch zum Glauben finden werden, betet.
Karfreitag 2025 war heute für mich eine sehr persönliche und ergreifende Andacht.

Trotz dunkler Wolken am Himmel mache ich mich zu einem kleinen Spaziergang durch den Ort auf den Weg. Puh, ist das kalt.


Eine Windmühle, die beschildert, aber nicht betreten werden darf.


Ein altes Fachwerkhaus, dass einen neuen Mantel bekommt.



Ein schönes altes Bauernhaus in der Ortsmitte.


Ein blühender Kirchbaum, an dem Ostereier im Wind baumeln.

Ein Wohnmobilnachbar (ohne Bild), der auch die Bibel ablehnt. Wenn der wüsste, was er verpasst. Aber Gott ist ein Gentleman, er zwingt keinen und versorgt auch die, die ihn ablehnen.
Eine alte, zahnlose Frau im Ort bedankt sich sehr für die Bibel mit den Worten: "Da freut sich mein Mann zu Hause".
Meine Antwort: "Sie dürfen sich auch über den Inhalt freuen."

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